Lange war das Bild der im Kino sichtbaren Frau auf tradierte Rollenmuster angelegt und wurde vor allem im Kontext von Partnerschaft und sozialen Beziehungen erzählt. Frauen im Arbeitsumfeld, mit erkennbaren Berufen, traten kaum in Erscheinung – ein Bild, das der gesellschaftlichen Realität im Westen entsprach: In der Bundesrepublik durfte eine verheiratete Frau bis zum Jahre 1958 nur mit Genehmigung ihres Ehemanns eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, und noch bis 1977 musste eine solche Tätigkeit „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar” sein.
Anders im Osten: In der DDR war der gleichberechtigte Zugang von Mann und Frau zur beruflichen Arbeit programmatischer Bestandteil des Aufbaus des Sozialismus. Die Einbeziehung der Frauen in die gesellschaftliche Produktion galt als der fundamentalste Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Entsprechend machten die DEFA-Filme schon ab den 50er Jahren Erwerbstätigkeit und Gleichberechtigung in vielfältiger Weise zum Thema.
Zum Tag der Arbeit eröffnet die Filmreihe „Frauen und Erwerbsarbeit” Einblicke in unterschiedliche Darstellungen von weiblichen Rollen in der Erwerbswelt. Angefangen mit dem - in der DDR verbotenen - Drama KARLA aus dem Jahre 1965 bis hin zu der Dokumentation SHE CHEF (2022), in der die Protagonistin Agnes selbstbestimmt ihren Weg in der männlich dominierten Welt der Spitzengastronomie geht, zeichnen die Filme spezifisch weibliche Erfahrungen im Arbeitskontext nach.
Die Filmauswahl setzt Perspektiven aus der DDR in Dialog mit Filmen aus den 2000er Jahren bis heute.